von Willi

Mit Bahn und Rad ins Gebiet der Steine

Ecopoint bedeutet mit minimalem ökologischen Fußabdruck den Anfahrtsweg zum Kletterfelsen zu bestreiten. D.h. mit öffentlichen Verkehrsmitteln und/oder dem Fahrrad anzureisen.

Micha und ich verfolgten den Ansatz bereits vor zwei Jahren bei ein paar Touren nach Rathen und Wehlen. Hier suchten wir uns Gipfel, welche gut zu Fuß von den Bahnstationen erreichbar waren.
An diesem Sonntag erweiterte ich den Radius, indem ich zusätzlich das Fahrrad zu Hilfe nahm.

Das neuerliche Vorhaben entstand jedoch aus einer Not heraus. Denn es fand sich trotz bestem Wetter keiner der raus gehen wollte.
Den Tag ungeklettert verstreichen zu lassen wäre jedoch sehr schade gewesen. Also suchte ich mir ein paar Gipfel mit einfachen Wegen, die ich auch solo begehen könnte.
Zwischen Bielatal und Cunnersdorf liegen fünf versprenkelte Gipfel. Alle nicht sehr hoch und eher unlohnend, um sie mit einer größeren Klettergruppe abzuklappern.
Auf einem aus der Gruppe waren wir tatsächlich schon drauf, die Dicke Berta.
Vor zwei weiteren (Cunnersdorfer Nadel und Maus) stand ich bei einer Wanderung mit Frau und Kind zumindest schon einmal davor. Hier wusste ich das die jeweiligen Alten Wege auch solo machbar schienen. Die zwei mir noch unbekannten Felsen waren das Lampertshorn und der Rotsteinkegel. Laut Führer und Teufelsturmdatenbank aber auch mit einfachen Wegen versehen.

Anreise
Morgens 8 Uhr ging es aus dem Haus mit dem Rad zur Bahnstation. Ich wollte früh los bevor die Züge überfüllt mit Wanderern und anderen Ausflüglern sind und ich keinen Platz mehr mit dem Fahrrad finde. Zudem braucht es ja doch ein wenig länger zum Ziel als mit dem Auto. Weswegen ich nicht als zu spät ankommen wollte.
Auf dem Bahnsteig und im Zug waren gefühlt nur Kletterer unterwegs. Die meisten stiegen dann auch in Wehlen und Rathen wieder aus. Mein Ausgangspunkt hingegen war Königstein.

Losgestrampelt
Vom Bahnhof Königstein sollte es nun mit dem Rad zum Bielatal gehen, 10 km stetig bergauf. Zunächst moderat, die letzten Kilometer um den Lampertsstein schon steiler. Der erste Gang war mein Freund des Tages. Normalerweise bin ich eher auf gerader Strecke in der Stadt unterwegs. Schon bei dem moderaten Anstieg ging mir deutlich die Pumpe. Ich musste mich zwingen langsam zu fahren damit ich mich konditionell nicht gleich zu beginn komplett verausgabe. Ein Umstand der mir eher schwer fällt, wenn ich alleine unterwegs bin.
In den Momenten wo mir dies allerdings gelang, konnte ich die absolute Stille auf den menschenleeren Forstwegen genießen. Ein unglaublich beruhigendes und entspanntes Gefühl so durch den Wald zu radeln.


Auf geht die Wanderung
Ich stellte mein Fahrrad auf der Forststraße zwischen Lampertsstein und Müllerstein ab, um mich entlang des Forststeigs in Richtung meines ersten Gipfels aufzumachen.
Ich entschied mich das Lampertshorn über den Bergweg (II) zu begehen. Also nicht von unten nach oben kletternd, sondern vom Massiv über einen Übertritt auf den Gipfel steigend. Das hat zwar insgesamt wenig mit klettern zu tun, denn man muss nur ein wenig vom Massiv absteigen und eine schmale Stelle übertreten, doch als Auftakt war es ein schnell und einfach geholter Punkt.
Als weiter Pluspunkt war ich dadurch bereits auf dem Lampertsstein und konnte noch weiter zum nördlichen Aussichtspunkt wandern. Hier bietet sich ein wunderschöner Rundblick auf alle Tafelberge der Sächsischen Schweiz: Königstein, Lilienstein, Pfaffenstein, Gohrisch, Papst, als auch Falkenstein und die Ausläufer der Schrammsteinkette.

Nach einer kurzen Verweilpause, mit absolut menschbefreiter Ruhe, ging es über die Promenade wieder hinab und in Richtung des zweiten Gipfels.
Den Standort der Cunnersdorfer Nadel nördlich des Müllersteins kannte ich bereits von einen Ausflug eine Woche zuvor. Damals konnte ich mir auch schon einen ersten Eindruck vom Alten Weg (III) machen.
Schaut man sich den Weg von unten an, wirkt er recht einladend und ohne böse Überraschungen. Was mir schließlich auch die Zuversicht für mein Vorhaben gab.
Nach Sicherungsmöglichkeiten habe ich daher nicht wirklich geschaut. Ich bin einfach ohne groß Nachzudenken an den stets guten Griffen hochgeklettert. Der Umstand, dass man immer gut stehen kann, half mir bei der Solobegehung die Ruhe zu bewahren und ohne Hast die nächsten Griffe zu wählen. Leider bietet der Gipfel, wegen der umstehenden Bäume, keine wirkliche  Aussicht. Daher seilte ich mich rechts schnell wieder ab und ließ mich für eine Mittagspause am Wandfuß nieder.

Wieder konnte ich die beruhigende Stille an diesem einsamen, abgelegenen Gipfel genießen.

Nach einer Weile Rast und frisch gestärkt ging es weiter zum dritten Gipfel des Tages, der Maus.
Auf dem Weg dahin passierte ich dann doch ein paar belebtere Wanderwege, was mich nach der ganzen Ruhe ein wenig irritierte.
Ich kam auch wieder an der Dicken Berta vorbei, welche auch ein paar Solowege bereit hält. Da ich diesen Gipfel aber schon im Juni mit Hauke, Micha und Andrea erklommen hatte, ließ ich ihn an diesen Tag aus.

Die Maus steht direkt neben dem Wanderweg. Hier habe ich mich als einfachsten Pfad zum Gipfel wieder für den Alten Weg (II) entschieden.
Dieser befindet sich auf der Felsenrückseite und warb mit einem extrem vermoosten und glitschigen Einstieg. Als Ausgleich dafür boten die henkeligen, nassen Griffe sehr guten Halt. Ursprünglich wollte ich den Alten Weg auch wieder abklettern, doch schnell entschied ich mich lieber ein Seil mitzunehmen, um mich damit abzuseilen. Ich hatte keine Lust beim Abstieg in der schmierigen Rinne abzurutschen und mir irgendetwas zu verstauchen.
Der Weg war dafür schnell erklommen. Nach 3-4 Metern begrünter Rinne bekommt man wieder trockenen Fels zwischen die Finger.
Vom Absatz geht es abschließend in zwei einfachen Zügen auf den Gipfel. Voilá, ich konnte mich in das dritte Gipfelbuch eintragen.

Kurz abgeseilt und weiter ging es zum entlegenen letzten Gipfel des Tages. Der Weg zum Rotsteinkegel führt weiter entlang des Forststeigs. Vorbei an einem weiteren Aussichtspunkt mit Blick auf den Hohen Schneeberg (Děčínský Sněžník). Der in Tschechien gelegene Berg ist mit 723m der höchste Berg des Elbsandsteingebirges.
Mein nächster Zielpunkt, der Rotstein, hingegen ist eine eher unscheinbare Erhebung mitten im Wald. Aber ich interessierte mich ja auch eher für den nebenstehenden Rotsteinkegel. Besser gesagt für dessen Alten Weg (III).

Es mag an meiner schwindenden Kondition gelegen haben, aber ich empfand im Vergleich diesen Weg als den schwersten der vier. Technisch machbar klar, jedoch ist es nun einmal Wandkletterei, d.h. man kann nicht ewig gut stehend die nächsten Griffe heraussuchen, sondern muss sich immer auch festhalten, um nicht abzuschmieren. Ich bin rechts eingestiegen und weiter bis zur Mitte gequert. Die letzten Züge der Querung zum gewundenen Riss waren etwas komisch, da ich hier einen Augenblick nach dem besten Weiterweg suchen musste. An der Stelle hatte ich auch kurz überlegt wieder abzuklettern. Schließlich fand ich jedoch eine passende Lösung zum Riss. Von dort ging es gerade hoch an schönen Griffen auf den Gipfel.

Geschafft, vier Gipfel solo und im ecopoint. Damit habe ich auch alle Gipfel in diesem Areal abgehakt. Zufrieden packte ich meine sieben Sachen und wanderte weiter immer bergab zurück zum Ausgangspunkt.
Nach insgesamt rund 12 km Wanderung erreichte ich endlich wieder mein Fahrrad und fuhr damit die ca. 8,5 km zurück zum Bahnhof Königstein. Glücklicherweise immer bergab.

Fazit
Abschließend kann ich sagen, dass mir persönlich die Solobegehungen keinen besonderen Kick oder ähnliches gegeben haben. Also nichts das mich antreiben würde solche Aktionen unbedingt öfter wiederholen zu müssen. Es war einfach der Situation geschuldet, dass sich kein anderer zum gemeinsamen Klettern gefunden hatte.
Ich habe mich jedoch an der Kletterei an sich erfreut. Spannender ist es aber allemal, wenn ich einen für mich anspruchsvolleren Weg gemeinsam in einer Seilschaft meistere.
Dennoch würde ich eine ähnliche Wiederholung nicht ausschließen. Besonders die gezielte Nutzung der Bahn und des Fahrrads runden die Erfahrung noch einmal positiv ab. Es war eine entspannte Methode im eigenen Tempo auch entlegene Gipfel einzusammeln (sofern die Schwierigkeit der Wege es zulässt).

Ich empfehle euch, fahrt das nächste Mal mit Bahn, Bus oder Rad zum Felsen. Das vermeidet auch den Stress falls mal wieder alle Parkplätze überfüllt sind ;)

In diesem Sinne wünsche ich im Namen des Klubs eine schöne Zeit. Bis zum nächsten Mal.

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