von Willi

Ausflug in den Zahnsgrund

Liebe Leute, ihr lest es in der Überschrift. Nicht nur dürfen wir Hauke als offizielles Mitglied im Klub begrüßen, er hat auch gleich die Vorstiegs-Messlatte für den Klub höher gelegt.
Micha und ich haben Hauke im Mandala kennengelernt. Und nachdem wir einige Sessions im Mandala, der SBB und schließlich im Sandstein zusammen verbrachten, entschieden wir uns ihn mit in den Klub aufzunehmen. Mit seinem ersten Ausflug als offizielles Mitglied erreichte er gleich einen Meilenstein, nicht nur für sich persönlich, sondern auch für den Klub.

Aber beginnen wir von vorn:
Das Wochenende stand mal wieder vor der Tür und brachte zur Begrüßung schönes Kletterwetter mit. Überdrüssig vom Bielatal suchte ich nach familien- und gruppenfreundlichen Alternativen. Gipfel mit passenden Schwierigkeiten für jeden, Liege- und Spielfläche für uns und die kleine Maus und am Besten mit kurzen Zustiegen (Kletterequipment und Kind werden halt nicht leichter).
  
Diesmal fiel die Wahl auf den Zahnsgrund, welchen die meisten als Ausgangspunkt zum Falkenstein oder den Schrammsteinen kennen. Dementsprechend schnell belegt waren die wenigen Stellplätze auf dem hiesigen Parkplatz. Wir erwischten aber glücklicherweise noch zwei Lücken.

Eingefunden zu diesem Sonntagsausflug hatten sich Basti und Alex mit Hauke, sowie Micha zusammen mit Andrea, der Maus und mir.
Unser Ziel waren die drei Gipfel Zahnsgrundwächter, Zahnsgrundturm und Götze gleich gegenüber des Parkplatzes auf der anderen Straßenseite.

Keine 50 Meter Fußweg entfernt standen wir schon inmitten der drei Felsen. Wir begutachteten direkt den Zahnsgrundwächter, welchen wir in meiner ursprünglichen Planung über den "Alten Weg" begangen hätten; laut dem Heinicke  Nachtragsführer mittlerweile immerhin eine VIIb ohne Unterstützung. Als wir nun aber vor dem Einstieg standen fiel uns ein alternativer Aufstieg zum Band auf: gesichert mit einem Ring und optisch ziemlich einfach zu eben diesem. Einmal kurz nachgeschlagen stellt sich dieser Weg als "Waldhofvariante" mit der Schwierigkeit VIIIa vor. Kann nicht sein. Bis zum Ring ist das doch keine IV und wenn man dann auf dem Band steht kann es bis zum Gipfel ja nur noch Fünfer Gelände sein. Ergo muss die VIIIa Einstufung von den zwei Zügen zwischen Ring und Band herrühren; diese wären bestens abgesichert. Kann es sein, dass wir vor einer "Dünnbrett VIII" standen? Das galt es herauszufinden.
Gut, dachten wir, dann starteten wir mal den Klettertag mit einer VIIIa, quasi zum Aufwärmen. Erster Versuch von mir:

Bis zum Ring ist es wirklich unkompliziert. Tatsächlich resultiert die achter Wertung, wie vermutet, daraus vom Ring zum Band zu gelangen. Hierfür bieten sich wahlweise glatte Wände und zwei Fingerlöcher an. Ein Boulderproblem, welches ich nach ein paar Versuchen dennoch frustriert abbrach. Ich war dann doch nicht gut genug in Form, ließ mich wieder herunterlassen und übergab an Hauke.
Ganz zur Freude der kleinen Maus, welche schon ungeduldig auf Papa wartete, um bei den eigenen Kletterversuchen unterstützt zu werden. Also erklomm ich mit ihr die gegenüberliegende Scharte zwischen Götze und Zahnsgrundturm. Von dort hatte ich einen guten Blick auf den Wächter, um hin und wieder Haukes Versuch zu verfolgen.
Während die Maus immer höher die Scharte hinaufkletterte, sah ich mit Erstaunen dass es  Hauke auf das Band schaffte. Eine großartige Leistung! War doch damit die Crux ausgebouldert und für uns eine Beta für den Nachstieg gegeben. Doch noch war er nicht auf dem Gipfel. Die klettertechnisch schwierigste Stelle war zwar geschafft, doch nun sollte der moralische Teil beginnen. Die zweite Hälfte des Weges ist charakterisiert durch mehrere griff- und sicherungsarme Bäuche, welche es jeweils zu überwinden galt. Schon am Ersten tüftelte Hauke eine Weile bis er endlich einen passablen Seitgriff fand, um hochantretend auf das nächste Band zu gelangen. Zu legen gab es nichts anständiges, ein Zurück damit ausgeschlossen. Somit blieb nur noch die Flucht nach oben. Mulde um Mulde suchte er sich seinen Weg nach oben. Gerade auf den letzten Metern, wenn die letzte Sicherung schon so weit überklettert ist, muss man seine Gedanken beisammen halten und sich auf sein Handeln fokussieren. In solch einem Moment das Kopfkino laufen zu lassen und in Panik zu verfallen wäre fatal.
Die Spannung bei uns Zuschauenden war nervenaufreibend. Hauke konnte einen kühlen Kopf bewahren und so war seine und unsere Erleichterung immens als er den Gipfel erreichte. Die erste VIIIa für den Klub geschafft, yeah.
Nun wollte ich es direkt wieder versuchen. Diesmal mit Seil von oben. Im Nachstieg ist ja zum Glück alles nur eine III ;)
Und tatsächlich fand ich am Ring eine machbare Lösung. Durch hohes antreten gegen die Wand erreichte ich ein Fingerloch und eine Mulde auf dem Band, an denen ich mich hochziehen könnte. Die moralische zweite Weghälfte war im Nachstieg naturgemäß kaum problematisch. Jedoch konnte man sich gut vorstellen wie nervenaufreibend es ist so weit über der letzten Sicherung zu stehen.
Oben auf dem Gipfel angelangt, gratulierte ich Hauke zu seiner Tat und löste ihn als Sichernden ab, damit uns auch Micha und Basti folgen konnten.
Beide brauchten ebenfalls ein paar Versuche um vom Ring auf das Band zu gelangen. Schlussendlich gelang es ihnen aber auch und sie konnten uns zügig auf dem schmalen Gipfel Gesellschaft leisten.
Als verdienten Einstand in den KuK durfte sich Hauke mit unserem Klubstempel im Gipfelbuch verewigen.
Durch das Buch blätternd stellte man fest, dass vorrangig der AW, wahlweise mit oder ohne Unterstützung, begangen wird. Die "Waldhofvariante" wurde bisher, seit ihrer Erstbegehung 2014, lediglich 20 mal begangen, also im Schnitt nur zweimal im Jahr.

Nach den Strapazen gab es nun erstmal eine Stärkung in Form von leckeren Karotten-Apfel-Schokomuffins und Zupfkuchenmuffins.
Eigentlich hätten wir jetzt auch zufrieden nach Hause fahren können, aber da sie schon einmal da standen, nahmen wir uns auch den Götzen und Zahnsgrundturm vor. Jedoch über entspanntere Wege.

Die Gruppe teilte sich auf. Beginnend aus der Scharte zwischen den Türmen, nahmen sich Micha und Hauke den Götzen über den "Künstlichen Weg" vor und ich sicherte Basti an der "SW-Kante" des Zahnsgrundturms.
Alex und Andrea stiegen jeweils diametral beim ersten Gipfel den "künstlichen Weg" und beim Zweiten den "Alten Weg" nach. Abschließend ließen es sich Micha und Hauke nicht nehmen auch nochmal über die "SW-Kante" auf den Zahnsgrundturm zu steigen; vorrangig um die Sicherung von Basti noch einzusammeln.

Für Andrea und Alex war es mit der Begehung ihres ersten sächsischen IVer Weges ebenfalls ein sehr erfolgreicher Tag.

Da wir uns mit diesen drei Felsen in allen Gipfelbüchern im Umkreis von 50 m zum Parkplatz eingetragen hatten, gab es Nichts mehr zu tun und wir fuhren wieder nach Hause.
Mit den an diesem Tag erreichten großen und kleinen Meilensteinen taten wir dies zufrieden und glücklich.

Wie immer voller Vorfreude auf den nächsten Ausflug des Klubs der unverbesserlichen Kletterer. Bleibt gesund und habt eine schöne Zeit.

Euer KuK.

Zurück