von Willi

Schönes Wetter genießen auf den Gipfeln des Bielatals

Wirklich lange ist es her seit dem letzten Blogartikel. Leider unfreiwillig, denn der Sommer hatte wettertechnisch, sagen wir mal, seine Eigenheiten. Entweder es regnete oder es war einfach zu heiß zum draußen sein. Dazwischen gab es kaum angenehme Tage. Einer der wenigen passenden Möglichkeiten war der letzte Samstag. Und so verabredeten sich Maline, Monique, Andrea, die kleine Maus und ich uns im Bielatal, um ein paar Wege im Glasergrund zu begehen.

In der Nähe des  Unbenannten Turmes schlugen wir die Hängematte und unser Lager auf, um dann sogleich die umliegenden Gipfel nach geeigneten Aufstiegsmöglichkeiten zu erkunden.

Maline entschied sich als Start für den Alten Weg (I) des Unbenannten Turmes. Ideal zum Aufwärmen bietet der Weg viele Griffe und Tritte. Keine Frage, dass Maline hier ohne Probleme den Gipfel erreichte und kurz darauf mit Monique und Andrea die Aussicht genießen konnte. Fasziniert von Mamas Aufstieg wollte die kleine Maus ebenfalls los klettern. Also probierten wir es aus, steckten sie in ihren kleinen Klettergurt und banden sie und mich ins Seil. Kaum am Fels merkte ich aber schnell, dass dieser Weg noch nicht so ideal für die Kleine war und ich sie eher hochschieben musste, als dass sie kletterte. Daher ließen wir uns erst einmal wieder ab und turnten einfach weiter an den bodennahen Blöcken umher.
Das war dann auch eine gute Möglichkeit für mich ein paar Wege anzuklettern. Gewissermaßen als Entscheidungsgrundlage für meine erste Begehung des Tages.

Nachdem sich die Frauen wieder abgeseilt hatten, konnte ich mich ins Seil einbinden und entschied mich den Lazy Sunday Afternoon (VII) vorzusteigen. Ein erst im Juli 2022 erstbegangener Weg, welcher sich genau zwischen SW-Riss und SW-Wand befindet. Über zwei Überhänge geht es gerade zum Gipfel. Die Absicherbarkeit sah von unten etwas dünn aus, gerade bei den beiden Überhängen. Daher war ich auch unschlüssig überhaupt in den Weg einzusteigen. Jedoch hat man jederzeit die Möglichkeit nach rechts oder links in die einfachen benachbarten Wege „rauszukneifen“.
Es beginnt mit brüchigen Leisten im Einstieg. Hier muss man einfach mit Ruhe und Bedacht die Vielversprechendsten wählen. Vor dem ersten Überhang lässt sich rechts eine gute Köpfelschlinge legen.
Danach konnte ich mich rechts an einer dicken Nase halten und das linke Bein auf den Absatz setzen, um mich daraufhin auf diesen hochzurollen. Vor dem zweiten Überhang lässt sich rechts und links jeweils eine Knotenschlinge in einen Querriss legen und sich gegenseitig verspannen. Dies sichert den letzten Zug auf den Gipfel ab. Große Personen haben hier den Vorteil, dass sie eher sehen wie die Griffmöglichkeiten auf dem Gipfelplateau sind. Alles in Allem ein schöner Weg wie ich finde und super für den Grad zu klettern.
Sich direkt selbst davon überzeugen lassen, konnten sich Maline und Monique im Nachstieg. Auch wenn sie sich über die vielen Nadeln im Weg (von der nebenstehenden Kiefer) beschwerten, denke ich doch, dass sie den Weg auch ganz passabel fanden.
Eine kleine Überraschung gab es dann beim Blick ins Gipfelbuch. Wir waren erst die vierte Seilschaft, welche in den Genuss dieses Weges kamen.

Wieder auf dem Boden angelangt, gab es nur eine kurze Verschnaufpause. Maline nahm sich als nächstes den Nordostweg auf den Lochstein vor. Der Gipfel trägt seinen Namen nach einem riesigen Loch im Felsen.
Daran vorbei führt der besagte Nordostweg.
Sieht gar nicht so schwer von unten aus und laut dem Topoführer Bielatal von Jürgen Schmeißer sollte es eine III sein. Mit dieser Einstellung startete Maline in den Weg. Erwartungsgemäß kam sie super voran, konnte ein paar Schlingen legen und stieg souverän zum Gipfel. Gleich darauf folgte ihr Monique ohne Probleme hinterher.
Trotz Bedenken, ob der Grad nicht zu schwer für sie sei, konnten wir Andrea mit dieser Vorlage überzeugen, ebenfalls in den Weg einzusteigen. Ablassen kann man sich ja immer. Und was soll man sagen, die ersten zwei Drittel gingen recht flüssig von der Hand. Kurz vorm Gipfel kam sie doch etwas ins Stocken bei der Suche nach dem optimalen Weiterweg zur Abseilöse. Schlussendlich schaffte sie auch diese Herausforderung und konnte sehr glücklich zu den anderen beiden aufschließen und das gemeinsame Gipfelglück feiern.
Als alle wieder auf dem Boden waren, teilte ich ihnen noch mit, dass der Nordostweg seit dem neuen Heinicke Kletterführer auf eine IV hochgestuft wurde, was natürlich die eigene Leistung noch ein wenig mehr anhob :)

Auf der Suche nach meinem Vorstieg auf den Lochstein viel mir die schöne Ostkante auf. Ein Blick in den Führer verriet, dass es sich um den Alten Weg (IV) handelte. Der Weg selbst biegt etwa bei der Hälfte links zu einem Risseinschnitt ab. Ich empfand es logischer die Kante gerade weiter zum Gipfel zu klettern. Der Weg hat Durchweg gute Griffe. Nach Sicherungsmöglichkeiten habe ich nicht groß gesucht. Einzig die Sanduhr nach dem kleinen Überhang, dessen Position mir Maline bei ihrem Aufstieg mitteilte, habe ich genutzt.
Auf dem Gipfel hat sich wieder die 240er Bandschlingen ausgezahlt. Mit dieser konnte ich den Stand so einrichten, dass die Schlinge von der Abseilöse über die Ostkante lag und somit die Nachsteiger nicht nach rechts oder links hätten herauspendeln können.
Natürlich wäre das Maline und Monique, welche beide den Weg nachfolgten, nie passiert. Dafür ist dieser Grad zu weit unter ihren Leistungsniveau, was sie auch direkt bewiesen.

Der Tag Schritt gut voran, weswegen Andrea und ich entschieden, dass jeder von uns noch einen Weg machen würde. Andrea folgte Maline und Monique auf dem Alten Weg (II) der Wilden Zacke. Den stieg Maline unter Zuhilfenahme eines großen UFOs ohne Probleme auf den Pfeiler vor. Als kleine Herausforderung stellte sich der eigentliche Aufschwung auf dem Gipfel heraus. Da sich aber gleich daneben die Abseilöse befindet,  ist dieser zumindest top abgesichert. Hier taten sich Maline und Monique etwas schwerer als Andrea. Womöglich lag es an der Größe. Schlussendlich konnten sich aber alle ins Gipfelbuch eintragen.

Da mir keiner der Wege auf die Wilde Zacke wirklich zusagte und Maline gerne noch einen weiteren Gipfel von ihrer Liste abhaken wollte, fiel die Wahl auf den Lochsteinwächter. Nach kurzer Sondierung der möglichen Aufstiege, entschied ich mich für den Südostweg (IV).
Schon von unten konnte ich auf halber Höhe eine ringwertige Schlingenposition sehen. Bis dahin muss man allerdings auch erst einmal kommen. Die Griffe und Tritte erwiesen sich als gar nicht sooo toll. Aber mit Ruhe und Konzentration ergibt es doch eine schöne Wandkletterei. Nach dem ersten Viertel lässt sich sogar noch eine Knotenschlinge legen und sobald man die ringwertige 100% Sicherung gelegt hat, nimmt die Schwierigkeit des weiteren Weges spürbar ab.

Zufrieden mit der Tagesleistung packten Andrea und ich unsere Sachen. Währenddessen blätterte Maline weiter in ihrem Kletterführer. Für sie und Monique sollte es noch bis Sonnenuntergang weitergehen. Also verabschiedeten wir uns von den beiden und machten uns auf den Heimweg.
Es war ein rundum zufriedenstellender Klettertag. Die Temperatur war angenehm, die kleine Maus hat super mitgemacht und zu unserer Freude und Verwunderung haben wir lediglich eine weitere Seilschaft angetroffen, wodurch es sehr ruhig war.

Wir hoffen auf weitere schöne Wochenenden draußen am Fels und halten euch auf dem Laufenden.

Viel Spaß wünscht euer
Klub der unverbesserlichen Kletterer

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