von Willi
Jahresrückblick 2022
Ein wahrlich turbulentes Jahr 2022 verabschiedet sich. Genau der richtige Zeitpunkt die kleinen und großen Abenteuer unseres Klubs Revue passieren zu lassen, welche zu den besonderen Höhepunkten gehörten. Viel Spaß mit unserem Rückblick der unverbesserlichen Kletterer.
Das große Highlight in 2022 war definitiv das persönliche Treffen mit der Kletterlegende Bernd Arnold.
Ermöglicht wurde dies von Anne als Geschenk zu Micha's 40. Geburtstag.
Wir trafen Bernd in seinem Heimatort Hohnstein, von wo aus er mit uns eine Wanderung durch seine Gegend unternahm.
Der erste Stopp war der in einem kleinen Wäldchen gelegene Vogelstein. Hier erzählte er uns etwas zur Entstehungsgeschichte der Sächsischen Schweiz. Außerdem trainierte er mit uns die Feinheiten der Reibungskletterei.
Besonders wichtig dabei: den Schwerpunkt richtig setzen, sauberes auftreten und die Ferse unter den Zehen halten. Wie bei allen anderen Spielarten der Kletterei gilt auch hier: die Bewegungen ruhig ausführen, Hand vor Fuß setzen und auf die eigene Atmung achten. Ständiges wiederholen der Bewegungsabläufe gibt Sicherheit. Am Ende bleibt es aber bei der einfachen Erkenntnis, dass Klettern ja auch nichts anderes ist als Treppensteigen.
Danach führte uns Bernd weiter durch sein Heimatgebiet. Er erzählte uns Interessantes zur Geschichte der Burg Hohnstein und aus seinem Leben. Entlang des Begangsteigs erhielten wir zahlreiche Empfehlungen zu lokalen schönen Felsen und Wegen. Er zeigte uns seine Übungswände an denen er u.a. seine vielen Erstbegehungen trainierte, mitunter auch zusammen mit Klettergrößen aus aller Welt. Auf dem Panoramafelsen hielten wir eine Rast und genossen die Aussicht. Wir tauschten uns über lohnende Wege in den verschiedenen Gebieten der Sächsischen Schweiz aus und verewigten uns mit einem Erinnerungsfoto. Zurück in Hohnstein durften wir noch unsere Arnold Biografien signieren lassen und verabschiedeten uns von dieser beeindruckenden Persönlichkeit.
Eine Notsituation der anderen Sorte ereignete sich am Pfingstsonntag. Ein missglückter Sprung von Willi sorgte für einen waschechten Bergwachteinsatz mit allem drum und dran.
Ort des Geschehens war das Bielatal. Zusammen mit Basti und Alexandra sind wir gerade den AW der Glasergrundwarte hinaufgestiegen. Andrea und die Kleine warteten nichtsahnend am Boden. Es war viel los an diesem Tag. In einem unüberlegten, kurzentschlossenen Moment, in welchen ich mir wohl auch etwas beweisen wollte, kam ich auf die kühne Idee noch schnell auf die Glasergrundwand zu springen. Ich wollte den Gipfel einfach noch schnell "mitnehmen".
Der "Weg" hinüber war als dreier Sprung ausgewiesen und sah nicht so weit aus. Später meinte Max es müssten wohl ca. 3 Meter horizontale und 2 Meter vertikale Flugstrecke zurückgelegt werden, um nicht zwischen den Felsen zu landen.
Mit viel Anlauf schaffte ich den Sprung ohne Probleme, jedoch landete ich ungünstig auf meiner rechten Ferse. Ich wusste sofort, dass etwas schiefgelaufen war. Der initiale Schmerz wurde durch eine Welle Adrenalin hervorragend unterdrückt. Schnell begriff ich, dass ich mich nicht mehr selbständig abseilen können würde, geschweige denn die restlichen zwei Meter zum Gipfelbuch zu klettern. Glücklicherweise stand mir spontan ein Kletterkollege zur Seite und sicherte mich ersteinmal auf dem Plateau, auf dem ich gelandet war. Ich rief Basti auf der anderen Seite zu die Bergwacht zu kontaktieren.
Den darauf folgenden Einsatz fand ich sehr spannend und hat mich super beeindruckt.
Ina versorgte als Sanitäterin zunächst meine Verletzung. Es stand der Verdacht im Raum, dass das Sprunggelenk betroffen wäre. Unter Hinzunahme von Schmerzmitteln versuchte sie das Gelenk einzurenken. Wir brachen das Vorhaben jedoch ab, da jegliche Bewegung der Ferse zu extremen Schmerzen führte. Daraufhin wurde ein Helikopter geordert, um mich in ein Krankenhaus zu fliegen. Da nicht ganz klar war, ob dies zeitnah passieren würde, bereiteten die Felsretter alles dahingehend vor mich über die Talseite abzulassen. In einer Bürokratie darf natürlich ein Protokoll der ganzen Aktion nicht fehlen. Georg hat sich dem Thema gewidmet und mich mit Fragen zum Unfallhergang, Krankenvorgeschichte und allgemeinen Angaben zur Person wunderbar abgelenkt.
Insgesamt habe ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Die offene und lockere Art des Team mit dem ein oder anderen Witz haben ihr übriges getan um meiner missligen Situation positiv zu begegnen.
Schließlich stand doch noch ein Helikopter bereit, welcher mich zumindest vom Felsen auf die Wiese transportierte. Von da aus brachte mich der RTW ins Krankenhaus Pirna. Dort wurde dann die Diagnose der Fersenbein Trümmerfraktur gestellt. Die OP erfolgte gut eine Woche später im Uniklinkum Dresden. Mit einer Platte und 11 Schrauben schwerer konnte ich nach 6 Wochen mit der Teilbelastung beginnen und weitere 6 Wochen später voll belasten. Vier Monate nach meinem Unfall konnte ich auch schon wieder klettern.
Alles im Allen bin ich glücklicherweise mit so etwas wie einem "blauen Auge" davon gekommen. Springen werde ich aber nicht mehr in der Sächsischen Schweiz.
Ich bin eine Person, welche immer das Positive im Leben sieht. Daher empfand ich diese Erfahrung zwar einschneidend, aber auch hoch interessant und aufregend. Es tut mir Leid für Andrea und die Kleine, welchen ich unnötige Sorgen bereitet habe. Danke, dass ihr das ausgehalten habt.
Mein Dank geht auch an die Bergwacht.
Man kann es nicht hoch genug wertschätzen, dass es Frauen und Männer wie euch gibt.
Pünktlich zum Jahresstart erblickte unser Instagramaccount das Licht der digitalen Welt.
Dank des unermüdlichen Einsatzes unseres Social Media Beauftragten Micha, schafften wir es im ersten Jahr auf über 400 Follower. Vielen Dank Micha, dass du dir die Zeit nimmst den Klub mit immer neuen Content auf Instagram zu präsentieren. Am Besten ihr schaut mal da vorbei und folgt uns.
Einen besonders tragischen Materialverlust hatten wir am 1. Mai zu verzeichnen. Michas sehr geschätzte rote 120er Bandschlinge hat sich mittels eines Opinel Messers geopfert, um sein Megajule zu retten.
An der Schlinge hatte er mit einem Karabiner sein MegaJule zum nachholen befestigt. Der Karabiner ließ sich aber nicht mehr öffnen. Wahrscheinlich ist Sand oder Dreck reingekommen. Um das MegaJule zu "retten" mussten wir die Schlinge opfern. Es war ein sauberer Schnitt. Zurück am Boden hat dann Alex irgendwie den Karabiner wieder geöffnet.
Später hat die Schlinge nach einer NotOP einen zweiten Daseinszweck erhalten. Als Kletterveteran hält sie nun daheim die Palettenkissen zusammen.
Ganze 780 Tage hat es gedauert bis sich Petrus und die Terminkalender der Klubmitglieder einigen konnten. Solange dauerte es bis Max endlich seinen Geburtstagsgutschein einlösen konnte. Die Rede ist von der lang herbeigesehnten Besteigung des Falkensteins. Der Tourenbericht ist hier zu finden. Das filmische Sahnehäubchen zu diesem tollen Tag hat Robin erstellt:
Zwei Meilensteine konnten Micha und Willi dieses Jahr feiern. Sie hatten jeweils ihren hundertsten Weg geklettert.
Michas Jubiläumsgipfel war am 12.07. der Herkulesstein, welchen er zusammen mit Robin über den NO-Weg erklomm.
Bei Willi war es am 09.10. unser Klubgipfel, der Große Mühlenwächter, zusammen mit Max über eine Variante des AW.
Herzlichen Glückwunsch!
Dank einer günstigen Wetterlage, hatten wir das Glück auch noch einen Tag vor Jahresende zum Klettern rausgehen zu können. Freitagmittag machten sich Micha, Willi, Andrea und die Kleine auf, ein oder zwei Feierabendwege zu begehen. Ziel der Reise waren der Frosch und Kubus in den Nikolsdorfer Wänden. Ernüchternd mussten wir feststellen, dass der Frosch durch seinen Moosbewuchs zu feucht zum Klettern war. Auch in der Scharte vom Kubus sah es nicht besser aus. Einzig dessen Alter Weg wurde als geeignet eingestuft und direkt von Micha und Willi begangen. Wir entschlossen uns noch zur Barriere weiterzuziehen, um den Feuchtigkeitsgehalt der Südseite zu begutachten. Der kurze Weg durch den Wald war ein Highlight für sich. Der abendliche Lichteinfall auf die moosig grünen Felsen sorgte für eine geradezu mystische Stimmung.
An der Barriere angelangt, stellten wir zufrieden fest, dass die riesige Reibungsfläche ausreichend trocken war. Die Sonne war schon hinter den Baumkronen verschwunden und Micha suchte sich schnell die Vaterführe als Weg aus. Eine angenehme aber leider etwas kurze Reibung. Die Sonne war nun fast endgültig verschwunden und wir traten den Heimweg an.
Alles in Allem war es ein schöner Jahresabschluss.
Zu guter Letzt noch ein wenig Statistik. Etwas Zahlenspielerei für den Vergleich zwischen den Kletterjahren.
- Besuchte Klettergebiete: Bielatal (12 Tage), Gebiet der Steine (4 Tage), Rathener Gebiet (1 Tag), Schmilka (1 Tag), Schrammsteine (1 Tag)
- Anzahl gekletterter Gipfel: 34 Gipfel über 52 Wege
- Top 3 meisten Vorstiege: Micha (21 Wege), Willi (17 Wege), Basti (7 Wege)
- Top 3 meisten Wege insgesamt: Micha (37 Wege), Willi (31 Wege), Basti (15 Wege)
- Durchschnittlicher Schwierigkeitsgrad: 3.2
- schwierigste Wege: Nordwestriss VIIa Kleiner Herkulesstein; Bergbrüderweg VIIa Wartturm; Metakante VIIa Kipphornwächter
Besonders bedanken möchten wir uns wieder bei unseren Partnerinnen. Ohne ihr Verständnis und Unterstützung könnten wir unserem Hobby nicht nachgehen.
Vielen Dank Anne, Anne und Andrea!
Der KuK wünscht allen einen guten Rutsch und ein kletterreiches Jahr 2023.