von Willi

Jahresstart 2022 im Zschand

"Neues Jahr, neues Glück." sagt man doch so schön. Mit dem Glück ist es aber oft so eine Sache. Denn die Bedingungen für die traditionelle Jahreserstbegehung waren leider nicht optimal. Das Wetter an sich zeigte sich zwar trocken und ungewöhnlich mild für einen Wintertag (hallo Klimawandel), jedoch waren die zweistelligen Temperaturen auch der Grund für ausgiebige Regenfälle zum Jahresende. Den feuchten Sandstein wollten wir daher prinzipiell nicht so sehr mit unserer Kletterei strapazieren. Stattdessen suchten sich Basti, Micha und ich eine ausgiebige Wandertour in einem für uns noch unbekannten Gebiet. Die Wahl fiel auf die Gegend rund um den großen Zschand. Von der Neumann-Mühle wollten wir über Zeughaus den Großen Zschand Weg bis ins Gipfelgebiet an der Grenze wandern. Basti hatte erfreulicherweise einen Kletterführer für das Gebiet und so verbuchten wir die Wanderung als Gipfel-Erkundungstour. Micha und ich packten insgeheim trotzdem noch Seil und Klettersachen ein, in der kleinen Hoffnung doch eine vom Regen geschützte Quacke besteigen zu können. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so verbuchten wir es eher als Konditionstraining.

Wir starteten am Wanderparkplatz der Neumann-Mühle. Zwei Begebenheiten vielen uns direkt ins Auge: der Parkplatz war erfreulich frei, aber der direkte Weg zum Zeughaus war gesperrt. Dennoch schafften es andere Wanderer an diesen Morgen mal wieder die Verbotsschilder und Baustellenbarken gekonnt zu ignorieren. Kopfschüttelnd nahmen wir die Umleitung über Flößersteig/Kleinen Zschand und modifizierten einfach unsere ursprünglich geplante Route.

Entlang des Kleinen Zschand lugten schon die ersten Felsen rechts und links des Weges, patschenass, wie erwartet. Bei der ersten Rast und obligatorischem Kaffee aus der Bialetti, besprachen wir das nächste Etappenziel. Micha wollte die Wartburg sehen, da er sich dort mögliche Vorstiegsrouten erhofft. So beschlossen wir eine kleine Schleife auf dem Weg zum Zeughaus einzuschlagen. Leider war der Zustieg über den Quenenweg ebenfalls gesperrt und wir probierten es über die Buchschlüchte. Doch an dessen Ende ging es Richtung Wartburg auch nicht weiter. Einige umgestürzte Bäume blockierten uns hier abermals den Weg. Die Wartburg sahen wir an diesem Tag leider nur von Weitem. Stattdessen ging es linkshaltend auf zum Winterstein. Vorbei an einer vom Kahlschlag betroffenen Landschaft. Das Herz blutet regelrecht bei solch einer Zerstörung. In vielen Abschnitten der hinteren Sächsischen Schweiz zeichnet sich dieses Bild. Wenn überhaupt, stehen nur noch wenige Bäume, der Rest entweder schon aus Sicherheitsgründen ganz gefällt oder lediglich wie abgebrochene Streichhölzer aus dem Boden ragend.

Am Winterstein gab es wenigstens für unser Kletterherz ein Trostpflaster. Hinauf geht es dort über eine Stiege. Und eine Stiege verbunden mit einer Aussicht ist nunmal besser als gar nicht geklettert. Zudem konnten wir uns mögliche Kletterwege am Wintersteinwächter anschauen. Hängen geblieben sind wir an den Wegen Raubritter und Touristenattraktion. Beide immerhin VIIIc und zumindest in der ersten Hälfte als von uns machbar erachtet. In diese Gegend kommen wir definitiv zum Klettern wieder. Nach einen kurzen Ausblick vom Winterstein auf den Teichsteinwächter und seine Kameraden, führten wir die Wanderung zum Zeughaus fort. Dort angekommen besprachen wir die weitere Wegführung während einer weiteren Rast. Der zweite Teil sollte uns über Flügel-E, Dreisteigensteig (über und unter umgefallenen Bäumen), Oberer Hirschwaldweg und Neuer Weg zum Kleinstein führen.

Der Kleinstein war eine Geschichte für sich. Denn am Aussichtspunkt der Kleinsteinhöhle sah ich zum ersten Mal die Möglichkeit doch noch eine Jahreserstbegehung zu wagen. Dieses imposante Felsentor hatte nämlich die positive Eigenschaft bei Regen trocken zu bleiben. Hochmotiviert verkündete ich meinen Mitstreitern den Höhlenweg zu probieren. Jedoch stieß der Vorschlag bei Basti und Micha auf mäßige Freude. Basti bemerkte, dass der Ausstieg nicht einsehbar ist und genauso klatschnass wie der außenseitige Fels sein wird. Micha führte die fortgeschrittene Stunde an und fand die Idee, den restlichen Weg zum Auto im Dunkeln durch den Wald zu laufen, nicht berauschend. Zähneknirschend, aber mit Halloren Kugeln besänftigt, packte ich den Klettergurt wieder ein. Auch hierher kommen wir definitiv wieder.
Den letzten Abschnitt über den Neuen Weg und am Grünling (eine interessante kleine Quacke) vorbei, maschierten wir im schnellen Schritt, um noch vor Einbruch der Dunkelheit das Auto zu erreichen. Nach insgesamt 6 Stunden und 13 Kilometer Wanderung, saßen wir geschafft wieder im Auto und fuhren zufrieden zurück nach Dresden. Mit Gewissheit werden wir in Zukunft öfter mal diesem weniger frequentierten Teil der Sächsischen Schweiz einen Besuch abstatten.

Wir wünschen allen einen gesunden und erfolgreichen Start ins Neue Jahr,
euer Klub der unverbesserlichen Kletterer

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